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Die Ermordung von Marwa El-Sherbini: Zwölf Jahre danach

11:56 - July 02, 2021
Nachrichten-ID: 3004406
Teheran (IQNA)- Jährlich am 1. Juli gedenkt alle Welt an die ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini. Sie musste sterben, weil sie Muslimin war. Marwa wurde nur 31 Jahre alt.

Marwa El-Sherbini wurde am Opfer eines islamfeindlichen und rechtsextremen Angriffes im Dresdner Landgericht. Die 31-jährige Pharmazeutin sollte am 1. Juli 2009 vor dem Landgericht Dresden als Zeugin aussagen. Der spätere Täter hatte Marwa auf einem Spielplatz unter anderem wegen ihres Kopftuches beschimpft und beleidigt.

Während des Prozesses im Gerichtssaal wird sie von dem Angeklagten mit 16 Messerstichen erstochen. Ihr Ehemann, der ihr zur Hilfe eilen wollte, wird von herbeigeeilten Polizisten angeschossen und konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. El-Sherbini war zum Zeitpunkt ihrer Ermordung schwanger; das ungeborene Kind stirbt.

Die Tat löste Entsetzen in Deutschland und in der islamischen Welt Proteste aus. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Seitdem Mord an Marwa El-Sherbini versammeln sich am 1. Juli eines jeden Jahres Vertreter der Politik, Justiz, Verwaltung und Politik sowie Muslime und andere Religionsgemeinschaften vor dem Landgericht, um Marwas zu gedenken.


Muslime gedenken an Marwa El-Sherbini

Für den Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Bekir Altaş sei der 1. Juli eine Zäsur im kollektiven Gedächtnis aller Musliminnen und Muslime. „Dieser Tag steht für antimuslimischen Rassismus jeder Art. Dieser Tag ist uns aber auch eine wichtige Mahnung“, erklärt Altaş.

Vor Gericht stand Marwa El-Sherbini, weil sie sich gegen antimuslimischen Rassismus gewehrt hatte. Sie war bereits Opfer und wurde im Landgericht ein weiteres Mal angegriffen. „Noch heute macht uns dieses Verbrechen fassungslos und versetzt uns in tiefe Trauer. Unsere Gedanken und Gebete sind bei Marwa El-Sherbini. Möge Gott ihnen Kraft und Geduld geben, das Erlebte zu verarbeiten“, so Altaş weiter.

Der 1. Juli sei der Tag gegen Islamfeindlichkeit und stehe auch stellvertretend für die „unzähligen Angriffe auf Moscheen und auch für den antimuslimischen Rassismus im Alltag“, auf der Arbeit, in der Straßenbahn an der Supermarktkasse.


„Gefahr weiter real“

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) hat zum Gedenktag 1. Juli alle gesellschaftlichen Kräfte in Deutschland zum Widerstand gegen Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus aufgerufen. Es gelte, sie „mit Herz und Verstand zu bekämpfen, denn letztlich tun wir das in unserem Land um unserer Demokratie und Freiheit willen“, sagte der Vorsitzende Aiman Mazyeck laut Mitteilung vom Mittwoch.

Am Donnerstag wird zum 12. Mal an den gewaltsamen Tod der Ägypterin Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht erinnert. Auch „blutige rassistische Ereignisse“ in den Jahren danach – NSU, München, Halle, Hanau, der Anschlag auf einen Imam in Dresden – zeigten, „dass die Gefahr leider weiter real ist.“ Das Motiv sei klar. „Islamhass, Muslimfeindlichkeit und Rassismus“, sagte Mazyek.

 

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